Mittlerweile ist die Glasfaser-Technologie so kostengünstig, dass man sie auch zur Versorgung der einzelnen Haushalte nutzen kann.“

Interview mit Holger Klitzke, Projektleiter Datentechnik, bei der Elektroanlagenbau Lübz GmbH. Klitzke ist der entsprechend verantwortliche Mitarbeiter im Unternehmen, der den Ausbau des Glasfasernetzes – insbesondere die Hausanschlüsse – gemeinsam mit seinem Team umgesetzt hat bzw. weiter vorantreibt.

Frage: Holger Klitzke, in zahlreichen Ortschaften laufen die Glasfaseranschlüsse mittlerweile. Auch in Lübz ist das schnelle Internet bereits am Start. Können Sie in etwa einschätzen, wie viele Haushalte Sie selbst mit Ihrem Team versorgt haben?

Klitzke: Ja, das kann ich in der Tat. Es sind in den vergangenen dreieinhalb Jahren ca. 6.500 Haushalte gewesen, die durch uns den Anschluss gesetzt bekommen haben.

Frage: Haben Sie diese Zahl immer aktuell im Kopf?

Klitzke: Nein. Natürlich nicht. Ich habe mich aber ein wenig auf dieses Gespräch vorbereitet und diese Frage habe ich ein wenig vorausgeahnt.

Frage: Es ist ja auch eine beeindruckende Zahl. In Prozenten gesprochen: Wie weit ist die Versorgung hier in Lübz und darüber hinaus auch im südlichen Westmecklenburg vorangeschritten? Können Sie das auch sagen?

Klitzke: Nun, das weiß ich leider nicht genau. Es ist ja auch so, dass wir nicht die einzigen sind, die daran arbeiten. Ich denke, dass man diese Zahl aber bestimmt irgendwo genauer recherchieren kann. Die einzige Zahl, die ich in diesem Zusammenhang vor einiger Zeit mal gelesen habe, war, dass der Ausbau der Glasfasernetze und insbesondere die Versorgung der Haushalte in ganz Mecklenburg-Vorpommern bei etwa 29 % liegen soll.

Frage: Nicht jeder Haushalt hier bei uns hat sich für einen Anschluss und somit das schnelle Internet entschieden. Haben Sie während der Arbeiten in den Haushalten auch Argumente von Eigentürmern gehört, die gegen einen Anschluss waren?

Klitzke: Zunächst muss man sagen: Es können gar nicht alle Haushalte einen Glasfaseranschluss erhalten. In dem öffentlichen Glasfaser-Diskurs wurde nicht immer ganz so deutlich zum Ausdruck gebracht, dass lediglich die Gebiete aktuell mit Glasfaser versorgt wird, die bislang unter einer Breitband-Unterversorgung leiden. Daher betrifft der Ausbau gar nicht alle. Und bei denjenigen Eigentümern, die es betrifft, habe ich bislang nie gehört, dass jemand gesagt hätte, man wolle das nicht. Wenn, sind es eher mal Mieter, die daran kein Interesse haben bzw. die das nicht in ihrer Wohnung haben möchten. Hinsichtlich einer nachvollziehbaren Begründung tappe ich da aber ehrlich gesagt auch ein wenig im Dunklen. Das entzieht sich meiner Kenntnis. Denkbar ist vielleicht, wenn Mieter bereits etwas betagter sind und weder eine aktuelle Technik bei sich im Mietobjekt haben bzw. wünschen, dass die dann vielleicht sagen: „Was soll ich damit? Nach mir die Sintflut!“

Frage: Hand auf’s Herz – haben Sie sich selbst privat auch bereits mit einem Glasfaseranschluss versorgt?

Klitzke: Nein.

Frage: Und sind Sie persönlich bereits angeschlossen?

Klitzke: Auch nicht.

Frage: Okay! Und woran liegt das? Sind Sie kein Fan des schnellen Internets?

Klitzke: Ganz im Gegenteil. Ich bin ein echter Fan von Glasfaser und dem „schnellen Internet“. Allerdings wohne ich in einem Gebiet, das noch nicht für den Ausbau vorgesehen ist, da dort keine Unterversorgung vorherrscht.

Frage: Sie hoffen also darauf, dass weitere Gebiete für den Ausbau freigegeben werden?

Klitzke: Ja, natürlich. Glasfaser ist eine Zukunftstechnologie! Deshalb wünsche ich mir, dass es auch bei mir zuhause irgendwann Glasfaser geben wird.

Frage: Sie bezeichneten Glasfaser gerade als „Zukunftstechnologie“. Aber eigentlich ist die Glasfaser ja eine recht alte Technologie. Bereits 1981/82 gab es in der „damaligen Bundesrepublik“ Pläne zur bundesweiten Komplettversorgung. Was macht diese „alte“ Technologie dennoch so innovativ, dass in den vergangenen Jahren damit begonnen wurde, mit Hochdruck das Netz immer weiter auszubauen?

Klitzke: Da ließe sich ja sogar noch sehr viel weiter zurückblicken. Denn die Gasfasertechnologie stammt ursprünglich aus den 1920er Jahren. Damals war das natürlich noch sehr rudimentär. Und auch nach dem Zweiten Weltkrieg hatte man die zahlreichen Möglichkeiten und Chancen nicht gleich erkannt und so dauerte die Entwicklung eben. Andererseits wurde dann plötzlich eben doch damit begonnen, auf Glasfaser zu setzen: Im Schiffbau, im Flugzeugbau sowie im Industrieanlagenbau und beispielsweise auch in großen Rechenzentren. Überall dort, wo wichtige – oder eben auch empfindliche bzw. große Datenmengen und Informationen sehr schnell und sicher transportiert werden müssen, kommt schon eine ganze Weile die Glasfaser zum Zuge. Vieles liegt schon länger an: Knoten- bzw. Verteilerpunkte. Die Versorgung von wichtigen Ballungsräumen läuft nicht erst seit kurzem über diese Technologie. Was gewissermaßen „neu“ an der Technologie ist, ist die Tatsache, dass sie mittlerweile so kostengünstig geworden ist, dass man sie auch zur Versorgung der einzelnen Haushalte nutzen kann.

Frage: Die Elektroanlagenbau Lübz GmbH arbeitet im Bereich Glasfaser als Auftragnehmer für die WEMACOM und die Stadtwerke Schwerin. Gibt es da große Unterschiede oder läuft die Auftragserfüllung für Sie eigentlich größtenteils gleich ab?

Klitzke: Das sind zwei große und wichtige Auftraggeber für uns als Unternehmen, die mal so ganz nebenbei dafür sorgen, dass unsere eher ländlich geprägte Region hier binnen kurzer Zeit ein erhebliches Mehr an technischen Aufwind und Technologiemöglichkeiten erhält und dabei auch die Privatmenschen mitnimmt. Mit anderen Worten: Beide Unternehmen befeuern die technologische Revolution hierzulande. Das hebt sie besonders hervor. Dennoch kann ich sagen: Die Auftragserfüllung für uns spielt sich im Wesentlichen eigentlich gleich ab.

Frage: Worin sehen Sie die größten Herausforderungen bei Ihrer tagtäglichen Arbeit?

Klitzke: Das ist mit Sicherheit die Koordination der diversen Baustellen und unserer Mitarbeiter – alles im Sinne einer zügigen Abarbeitung. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Zu einem großen Teil sind wir damit beschäftigt, in Mehrfamilienhäuser die Anschlüsse zu installieren. Und gerade dort ist die Planung der Verlege-Wege und die Koordination der Abarbeitung komplex. Wenn nämlich nur ein bestimmter Mieter während der vorgenannten Zeiten nicht anwesend ist, weil sie oder er beispielsweise beim Arzt länger sitzt, dann kommen wir in dem Gebäude nicht voran. Dann müssen wir warten. So etwas ist glücklicherweise nicht die Regel – wenn es aber passiert, dann hält das ein ganzes Team auf. Daher muss bereits der Vorlauf gut funktionieren. Dann passt es auch.

Frage: Sie selbst haben ja nicht die Projektierung zur Verlegung von Glasfaseranschlüssen studiert. Sie haben ursprünglich eine Ausbildung zum Tischler absolviert. Wie sind Sie beruflich zu dem gekommen, was Sie heute tagtäglich tun und leisten?

Klitzke: In einem Wort: Weiterentwicklung.

Frage: So einfach ist das?

Klitzke: Ja und nein. Ich habe mich in den über 30 Jahren im Beruf grundsätzlich weiterentwickelt – auch weil ich es musste. Aber ich wollte das auch immer. So bin ich in den verschiedenen Bereichen des Innenausbaus immer wieder vor Herausforderungen gestellt worden. Schließlich stellten andere fest, dass ich eigentlich ein Projektmanager sei. Lösungen zu finden, um die Planung und die Koordination auf Baustellen zu optimieren – daran hatte ich nicht nur Interesse und Freude – darin bin ich auch recht gut. Die nötige Erfahrung hilft auch. Ebenso das Faible, Verantwortung auf Baustellen zu übernehmen. Dadurch wird mit der Zeit eine gewisse Kompetenz entwickelt. Und von daher hatte ich keine Angst, mich um diese sehr reizvolle Position zu bemühen. Selbstverständlich musste ich dabei aber auch ein weiteres Mal mir neue Kompetenzen aneignen.

Frage: Gibt es in Ihrem Team weitere sogenannte „Seiten- bzw. Quereinsteiger“?

Klitzke: Ja, auf jeden Fall. Der Großteil bei uns sind Quereinsteiger, die sowohl durch uns aber vor allem auch durch externe Fachleute geschult wurden und werden. Das passiert laufend. Auch allein schon deshalb, weil sich unsere Technologie laufend weiter entwickelt.

Frage: So, das war es auch bereits. Eine letzte Frage haben wir noch an Sie. Können Sie sich vorstellen, dass eines Tages Ihre Enkel Sie fragen werden: „Opa, erzähle mal, wie war das damals beim Glasfaserausbau?“ Und was werden Sie dann antworten?

Klitzke: Ich werde sagen: „Anstrengend. Intensiv. Aufregend.“ Aber wahrscheinlich fragen die mich das nie. Die werden ganz andere Fragen an mich haben. Mich persönlich aber erfüllt es mit einer sehr großen Zufriedenheit, Teil des Ausbaus der Kommunikationstechnologie – des Breitbandausbaus – in meiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern zu sein. Als ein Rädchen. Gemeinsam mit einem großartigen Team. 

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